Vorstellung Umrüstung 3,3L EGA

  • Hallo allerseits,


    für alle Gasumrüster oder jene die es werden wollen, möchte ich hier gerne etwas detaillierter die Umrüstung eines 3,3L EGA Motors vom Chrysler Voyager ES 1994 dokumentieren. Die Umrüstung ist identisch zu einem 3,8L Motor.


    Zunächst vorweg: Den Einbau der Gasanlage habe ich komplett selbst vorgenommen und habe das dann vom TÜV abnehmen lassen (irgendwann 2014 war das).
    Im Zuge des Projektes wurde der Einbau dann 2019 nochmal ordentlich gemacht, das ist das was ich jetzt hier dokumentiere. So wie es auf den Bildern zu sehen ist wurde die Anlage vom TÜV inspiziert.


    Extrem wichtig war mir damals, dass im Motorraum keine Löcher gebohrt werden. Die einzigen Bohrungen die ich gesetzt habe waren die für die Gasleitung und die des Tanks. Das reicht auch so völlig aus, man muss sich nur etwas mehr Mühe machen.


    Die Gasanlage ist eine Prins VSI 1, die hab ich damals (2014) aus einem Schlachter ausgebaut, sie ist aus 2007 (und läuft heute noch tiptop)


    Müsste ich das Fahrzeug jetzt neu umbauen würde ich vermutlich eine VSI 2 suchen, damit der blöde Emulator wegfällt der bei der VSI 2 mit im Steuergerät steckt.
    Ich habe mich damals für eine Prins entschieden, da der Ruf recht gut war. Die Software ist im Netz zu finden, das ist für mich ein Pluspunkt. Ob es aber eine STAG, KME oder Prins ist, ist (zumindest mir) relativ egal.


    Technisches vorweg
    - Der Voyager hat kein OBD II (und nein, es gibt keine "Adapter" für handelsübliche Diagnosegeräte)
    - Die Einspritzung ist eine von Chrysler so genannte "Multipoint Fuel Injection", sprich jeder Zylinder hat einen eigenen Injektor
    - Das Drehzahlsignal von den Nockenwellensensoren oder Kurbelwellensensoren ist wirklich schlecht
    - Der Motor hat eine beheizte Lambdasonde
    - Der Motor braucht kein Flashlube o.ä.
    - Der Motor hat 3301ccm aufgeteilt auf 6 Zylinder also ~550,2 ccm pro Zylinder
    - Je nach Baujahr hat der Motor 110/120KW, das sind pro Zylinder also ~18,4KW/20KW
    - (Den Voyager gab es in den USA ab 1994 auch als CNG-Fahrzeug serienmäßig)


    Drehmomente:
    Hauptbremszylinder an Bremskraftverstärker: 29nM
    Scheibenwischermotor an Karosserie: <wird nachgereicht>
    Drosselklappe an Ansaugbrücke: <wird nachgereicht>
    Ansaugbrücke auf Motor: 28nM


    Los gehts!
    Hier ein Foto vom Motorraum. Der Emulator der Prins VSI ist von mir stiefmütterlich mit Kabelbinder hinter die Batterie verbannt worden.
    Die Kabel für Injektoren, Verdampfer, Filter verlaufen so: Steuergerät -> unter dem Luftfilterkasten -> hinter dem Sicherungskasten -> hinter dem Wischwassertank und kommen dann beim Scheibenwischermotor raus. Die Kabel sind alle mit Wellrohr verpackt.


    Steuergerät
    Das Steuergerät ist neben der Batterie platziert. Die beiden Montagehalter habe ich aus Stahl selbst gebogen. Als Montagepunkte verwende ich die Verschraubung der Batterie und ein Loch, welches standardmäßig am Batteriehalter vorhanden ist. Das Steuergerät sitzt sehr fest an Ort und Stelle.
    Vorsicht: Der hintere Halter muss von den Winkeln her richtig gebogen sein, damit man beim Festziehen von den Haltern nicht das Plastik verbiegt.


    Verdampfer & Filter
    Den Verdampfer habe ich mit 3 Punkten fixiert, zwei davon sind am Scheibenwischermotor und einer davon am Hauptbremszylinder. Ich habe das relativ dünnes Alu benutzt, das würde ich jetzt anders machen und da Stahl verwenden. Der Verdampfer sind dennoch fest, aber da ist noch Luft nach oben.
    Der Verdampfer sollte genau positioniert werden, eng werden kann es hier mit Wischwassertank, Wischwassermotor (der ist drehbar!) und Scheibenwischermotor.
    Die Wasserleitung des Verdampfers kann seriell angeschlossen werden, T-Stücke sind nicht notwendig!
    Der Voyager hat kein Ventil, welches den Wasserstrom in den Innenraum abschaltet, das läuft permanent durch.
    Der Wasserauslass aus dem Motorblock ist wenn man vor davor steht rechts am Motor über dem Krümmer.




    Hier ist ein Foto als ich die Anlage einbaut habe von Filter und Verdampfer.
    Der Filter ist noch etwas weiter nach oben gekommen, das ist schon relativ knapp wenn der Motor beim Fahren kippt. Ich denke dass man da bei anderen Anlagen mit anderen Filtern wesentlich besser dran ist.


    Als Leitung habe ich 6mm Faro Flexschlauch verwendet, das ist allerdings Geschmacksache, man kann natürlich auch Kupfer oder 8mm Leitung nehmen.


    Injektoren
    Ich verwende momentan die Injektoren mit orangenem Punkt, vorher hatte ich die blauen drin. Welche man da nimmt muss man je nach Gasanlage und Leistung pro Zylinder selbst ermitteln.
    Die Montage erfolgt mit zwei Stahlhaltern an die Montageschrauben der Ansaugbrücke.


    Ganz wichtig für mich ist folgendes:
    Man sollte die Einlasspunkte der Ansaugbrücke so nah es nur irgendwie geht an die Benzininjektoren dran bekommen, um auf der (technisch) sicheren Seite zu sein.
    Wenn man die Einlasspunkte sehr weit oben ansetzt, kann es passieren, dass der Motor die eingespritzte Treibstoffmenge erst bei der ÜBERnächsten (da Viertakter) Umdrehung bekommt. Das ist von einem theoretischen Ansatz her schlecht und sorgt nicht unbedingt für ein besseres Ansprechverhalten des Motors.
    Außerdem ist es optimal, wenn alle Gasleitungen hinter den Injektoren möglichst kurz und gleich lang sind.


    Ein anderer wichtiger Punkt ist das Bohren der Löcher. Die Ansaugbrücke sollte dafür ausgebaut werden. Man kommt mit der Bohrmaschine schlecht an die "guten" Stellen für die Punkte und es können Späne von den Bohrarbeiten in den Motor fallen. Da kann man einen Staubsauger verwenden wie man möchte, das Risiko von Spänen im Motor sollte man nicht eingehen.
    Die Ansaugbrücke auszubauen ist recht viel Arbeit und macht wirklich keinen Spaß, außerdem muss man diverse Dichtungen tauschen, die bei der Demontage oft kaputt gehen, aber dafür hat man hinterher ein gescheites Ergebnis und nicht irgend einen Murks.


    Ich habe Einblaßdüsen verwendet, die in die Ansaugluft hineinragen, ob das was bringt kann ich nicht sagen.


    Tank
    Fotos vom montierten Tank habe ich nicht da, aber das halte ich auch nicht für so wichtig.
    Generell kann man einen Gastank im Kofferraum verbauen oder unter dem Auto statt Notrad (was mittlerweile bestimmt sowieso völlig vergammelt ist). Oder beides.
    Ich kenne einen Voyager mit 110L Tank im Kofferraum. Das ist vom Tankvolumen natürlich super, geht aber zu Lasten des Kofferraums.
    Selber habe ich einen 650x270 Unterflurtank. Das passt von der Höhe so grade, vom Durchmesser ist da noch Luft nach oben. Der Tank hat ein Nettovolumen von 72L, in der Realität so 54L. Das reicht für 400km Autobahn.
    Ein 720x270er Tank (93L netto) liegt in den Starlöchern, das wird allerdings eine ganz enge Kiste und benötigt definitiv ein Hitzeschutzblech zwischen Tank und Auspuff.


    Ich halte es für empfehlenswert statt der Montagepunkte vom Tank, Tankbänder zu verwenden. Die Bohrungen sind dann in den "Tälern" im Bodenblech zu setzen. Da kann man dann ein 8mm Stahlband mit Senkkopflöchern einlegen. Mit den Passenden Senkkopfschrauben hat man so eine ebene durchgehende Fläche.
    Dabei muss natürlich der Teppich raus, die Innenausstattung sollte dazu auch raus (Seitenpaneele etc.).


    Knopf und Tankanzeige
    Um die Kabel für den Knopf/Tankanzeige in den Innenraum zu legen ist es nicht notwendig ein Loch zu bohren. Eine Gummimanschette für das Motorhaubenöffnungsseil ist im Fußraum des Fahrers zu finden. Da is noch mehr als genug Platz um ein paar zusätzliche Kabel durchzuführen. Das Kabel schiebt man am besten von innen heraus, da die Manschette von außen schlecht zu erreichen ist.


    Wo man den Knopf dann Positioniert ist natürlich Geschmacksache, ich konnte dafür ein Loch neben der Scheinwerferhöheneinstellung recyclen, da steckte früher eine Kontrolllampe vom Anhänger drin.




    Elektronik


    Ich habe die gesamten Anschlüsse an die Bordelektronik unter dem Luftfilterkasten verwirklicht. Dadurch brauche ich keine langen Kabel zu irgendwelchen Sensoren ziehen und die Verkabelungen für den Emulator können kurz gehalten werden.
    Der gesamte Kabelbaum vom Motor wird unter dem Luftfilterkasten an den restlichen Kabelbaum des Fahrzeugs angebunden, deswegen brauchen wir nur hier an die Elektrik dran gehen, nirgendwo anders!
    Unnötigerweise habe ich meinen TPS Sensor (Drosselklappensensor) mit angeschlossen, das ist bei der Prins in diesem Szenario normalerweise nicht notwendig.
    Für den Anschluss der Sensoren benutze ich sogenannte Kabelabweiger (Stromdieb, Kabelschmarotzer). Ich hatte auch schon Abzweiger, die so stark korrodiert sind, dass der Kontakt nicht mehr gegeben war. Da muss man sich selbst überlegen, ob man das lieber Lötet oder nicht.


    Ganz blöd gelöst habe ich das mit den Sicherungen der Gasanlage, diese sitzen jetzt bei mir hinter der Batterie, weil der Kabelbaum so bereits gelötet war und ich ihn nicht ändern wollte. Das hat schon in Spanien dazu geführt, dass ich für das Tauschen der Sicherung auf dem Rastplatz die Batterie ausbauen musste. Das geht auf jeden fall besser.



    Das Abgreifen an der Elektrik und der Injektoren-Einschliefung erfolgt bitte immer hinter dem Stecker des Motorkabelbaums!
    Nicht hinter dem Stecker des Fahrzeugkabelbaums!
    Es ist viel einfacher einen vermurksten Motorkabelbaum zu reparieren als einen Fahrzeugkabelbaum!


    Und falls wirklich jemand mit dieser Dokumentation ein Fahrzeug umrüstet hier jetzt ein paar Unterlagen auch für nicht-Foren-Mitglieder (als Fotos), so spart ihr euch unnötiges Messen oder Fehler.
    (Für die Mitglieder finden sich diese Unterlagen im Handbuch-Bereich im Wiki).


    Hier die Aufschlüsselung der Kabelfarben


    Batterie + und Masse könnt ihr von der Batterie direkt nehmen, oder aus dem Sicherungskasten/Relaiskasten.
    Zündung + bekommt man ebenfalls aus dem Sicherungskasten/Relaiskasten, in der Unterseite!


    Unter dem Luftfilterkasten gibt es 3 Stecker mit folgender Belegung (Die Farben beziehen sich auf den Motor-Kabelbaum):


    Hellgrau / 6-Polig <noch nicht fertig>
    - Zündspule Nr. 2
    - Einspitzventil Nr. 5
    - Zündspule Nr. 1
    - Zündspule Nr. 3
    - Einsprizventil Nr. 1
    - Kühlmitteltemperaturfühler


    Hellgrau / 10-Polig <noch nicht fertig>
    - Spannungsversorgung
    - nicht belegt
    - Einspitzventil Nr. 3
    - Einspitzventil Nr. 2
    - Spannungsversorung
    - Masse
    - Einspitzventil Nr. 6
    - Masse
    - Nockenwellenzentrum
    - Bordcomputer Temperatur


    Schwarz / 10-Polig <noch nicht fertig>
    - MAP
    - Leerlaufregler
    - Abgasrückführung
    - Leerlaufregler
    -
    - Masse
    - Leerlaufregler
    - Abgasrückführung / Masse
    - Leerlaufregler
    - Spannungsversorgung



    Achtung! Bei Fahrzeugen im Baujahr 1995 wurde der Kabelbaum geändert! In diesem Falle hat die Lamdasonde einen runden Stecker und die Stecker unter dem Luftfilterkasten sind geändert. Das bitte entsprechend beachten!

    Ich heiße nicht Wolfram, das ist nur mein Nickname.


    "Bestandener TÜV beim ersten Versuch bringt Unglück"

  • Hey,


    ja stimmt, das ergänze ich mal:


    Ich bin damals (2014) zu einem Umrüster gefahren und habe ihm das Auto umgerüstet dahin gestellt (Mit Abgasgutachten). Er ist zum TÜV gefahren und hat das Auto vorgeführt. Am nächsten Tag hab ich die Karre abgeholt und musste mit den Papieren zum Straßenverkehrsamt laufen und den Schein ändern lassen.
    Ich habe allerdings auch schon Autos umgerüstet und direkt zum TÜV gefahren, ohne einen Umrüster einzuspannen.
    Dann schauen die Jungs schon sehr genau hin, dass man da keinen Mist gebaut hat, aber das ist ja auch richtig so.


    Das Abgasgutachten habe ich damals bei Frontgas gekauft. Es gibt aber auch noch andere Importeure (je nach Anlage natürlich). Ich hab auch schon ein Gutachten bei Ecogas gekauft. Preislich waren das immer so 180-250€.
    Dazu schickt man eine Kopie vom Schein zum Importeur und die Angabe der Bauteile was rein soll. Das steht auf den Bauteilen drauf.


    Im Anhang mal ein stark zensiertes Gutachten, damit man sich vorstellen kann wie das aussieht.

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